Finanzmarktbericht 2024 und Ausblick 2025

Ein spannendes Jahr liegt hinter der den Aktien-, Anleihen- und Rohstoffmärkten. Eine Zusammenfassung der Märkte und einen Ausblick für 2025.
Anleihemarkt
Unter dem Strich weist der Anleihemarkt 2024 eine negative Performance aus. Der Bund-Future ist von ca. 138 Punkten am Jahresanfang auf 133,44 Punkte am Ende des Jahres gefallen. Trotz vier Leitzinssenkungen der EZB und schwacher Wirtschaftsdaten in Deutschland und Frankreich sind die langfristigen, deutschen Anleiherenditen gestiegen. Ein wesentlicher Grund liegt in dem deutlichen Anstieg der US-Renditen (10-jährige um ca. 50 Basispunkte höher als zum Jahresanfang), die auf eine gute wirtschaftliche Entwicklung und auf die Wahl von Donald Trump zurückzuführen sind. Aber auch hausgemachte Probleme haben ihren Anteil. Die strukturelle, wirtschaftliche Schwäche sowie die politischen Turbulenzen (vorzeitige Neuwahl) verunsichern ausländische Investoren. Die Stabilität Deutschlands wird plötzlich von einigen Marktteilnehmern infrage gestellt, wodurch der Triple AAA-Status langfristig ebenfalls auf den Prüfstand kommen könnte. Dadurch rutschte der Bund-Swap-Spread von 10-jährigen Bundesanleihen im November zum ersten Mal in der Historie ins Negative. Noch im Jahr 2022 lag der Spread im Höhepunkt bei 100 BP, d.h. der Swap-Satz lag 1 % höher als die 10-jährige Anleiherendite. Es bleibt spannend, ob die neue Regierung nach der Bundestagswahl es schafft, das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen.
Aktienmarkt
Der Aktienmarkt verbuchte eine sehr starke Jahresperformance. Der DAX (Performance-Index) gewann knapp 20 %, der S&P 500 stieg sogar um mehr als 23 %. Angetrieben wurden die Märkte durch fallende Inflationsraten und der damit verbundenen Zinssenkungsfantasie sowie der KI-Euphorie bei den US-Schwergewichten im Tech-Sektor. Im August ging ein kurzer Volatilitäts-Schock aufgrund der massiven Liquidierung von Yen-Carry-Trades durch die Märkte, der im Zusammenhang mit Rezessionsängsten in den USA und der Aufwertung des Yens stand. Aber es gab genügend Marktteilnehmer, die diese Korrektur genutzt haben, um Aktien nachzukaufen. Die US-Wahl im November hat nochmal Bewegung in die Märkte gebracht, da viele Investoren wegen der Zolldrohungen Trumps ihre Portfolien hin zu US-Aktien umschichteten. Im Großen und Ganzen war das Jahr 2024 allerdings ein ruhiges Jahr im Hinblick auf all die Risiken, die sich in den letzten Jahren aufgebaut haben.
Devisenmarkt und Kryptos
Für die heimischen Währung war 2024 kein gutes Jahr. Der Euro wurde durch politische und wirtschaftliche Probleme in Deutschland und Frankreich geschwächt. Als dann noch Donald Trump in den USA die politische Führung übernahm, ging es dann Richtung Parität zum US-Dollar. Letztlich stand am Jahresende ein Kurs von ca. 1,035 EUR/USD. Aufgrund der relativ schwachen Entwicklung der Rohstoffpreise hat der niedrige EUR/USD-Kurs derzeit keine großen Auswirkungen auf die Inflation. Trotzdem sollte die EZB den Wechselkurs nicht aus den Augen verlieren, denn bei steigenden Öl- und Gaspreisen bestände wieder (wie im Jahr 2022) die Gefahr einer Kettenreaktion bei der Preisentwicklung für Güter und Dienstleistungen in der Eurozone.
Die Kryptos haben ein fulminantes Jahr hinter sich. Durch die massive Wahlkampfhilfe für Donald Trump von Seiten der Krypto-Branche haben sich die Lobbyisten politischen Einfluss bei der weltweit größten Finanzmacht erkauft. Die Abschaffung aller Regulierungen für die Krypto-Industrie durch Donald Trump inkl. der kuriosen Idee, eventuell eine staatliche Krypto-Reserve anzulegen, führte zu einem weiteren Boom bei den Krypto-Preisen. Mit einer gesamten Marktkapitalisierung von ca. 3,5 Bio. $ sind die Kryptos derzeit quasi ein Konkurrent zu den klassischen alternativen Anlagen wie Gold und Silber. Wie Nachhaltigkeit dieser Boom ist, wird sich in 2025 zeigen.
Rohstoffmärkte
Der Goldpreis hat 2024 alle Erwartungen übertroffen und einen Anstieg von mehr als 26 % (in USD) hingelegt. In EUR gemessen ist die Performance noch ein gutes Stück besser. Die Gründe liegen auf der Hand: Geopolitische Konflikte, exorbitante Staatsschulden und vor allem China. In China hat die chinesische Notenbank im großen Stil US-Anleihen als Währungsreserve gegen Gold „eingetauscht“. Dazu haben auch die privaten Investoren die Nachfrage angetrieben, da sie momentan keine Alternative sehen. Die Immobilienblase ist geplatzt, die Wirtschaft läuft nicht rund und ausländische Anlagen sind für chinesische Bürger nur in begrenztem Ausmaß möglich. Im Schlepptau des Goldpreises hat auch der Silberpreis deutlich angezogen und ist zum ersten Mal seit 2013 wieder über die 30 $-Schwelle gesprungen. Die beiden Edelmetalle haben damit wieder den Beweis erbracht, dass sie als „Krisenwährung“ und Inflationsschutz eine sehr gute Beimischung im Portfolio sind.
Ausblick auf den Finanzmarkt 2025
Um es auf den Punkt zu bringen: 2025 hat das Potential, Börsengeschichte zu schreiben. Die Konstellation an den Aktien- und Anleihemärkten zeigt mittlerweile viele Parallelen zu der Internet-Bubble Anfang der 2000er. Auch damals gab es die Situation, dass die Risikoprämie auf dem Aktienmarkt negativ war. Dies bedeutet, dass die Investoren lieber riskante US-Aktien mit durchschnittlichen Renditen von 2 % bis 3 % kaufen, als ihr Kapital in risikolose, kurzlaufende Staatsanleihen mit mehr als 4 % Rendite anzulegen. Oder um es anders auszudrücken: Was interessiert mich die jährliche Rendite, wenn ich eh nur auf schnelle Kurssteigerungen spekuliere. Der US-Aktienmarkt ist im Tech-Sektor zum größten Casino der Welt geworden – und jeder will mitspielen. Der Boom der Zero-Day-Optionen in den USA, die extrem hohen Fundamentalbewertungen, die sehr hohe Volatilität und der hohe Handelsumsatz der Highflyer-Aktien wie Nvidia oder Tesla zeigen deutlich auf, dass die Euphorie ihren Höhepunkt schon erreicht hat oder bald erreichen wird. Gleichzeitig verkaufen die Insider Aktien im Rekordtempo. Es muss jedoch betont werden, dass so ein langer Bullenmarkt meist erst durch ein überraschendes Ereignis mit gravierenden wirtschaftlichen Auswirkungen (Black Swan Event) nachhaltig gebrochen wird. Denn so lange noch genügend Liquidität regelmäßig in den Aktienmarkt wandert und die US-Unternehmen selbst riesige Aktienrückkaufprogramme durchführen (ca. 1 Bio. $ pro Jahr) dürfte die „Buy the dip“-Mentalität Konjunktur haben.
Abschließend ist anzumerken, dass in diesem Jahr ein spezielles Augenmerk auf die Staatsanleihemärkte gelegt werden sollte. Der Bilanzabbau der Fed, der EZB und der Bank of Japan im Zusammenspiel mit einer hohen Neuverschuldung einiger Staaten (insbesondere der USA) führt zu einem sehr großen Angebot, das von privaten Investoren absorbiert werden muss. Dies kann zu höheren Laufzeitprämien führen und auch die Volatilität der langfristigen Anleihen deutlich erhöhen.
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