Finanzmarktbericht 2023 und Ausblick 2024


Ein spannendes Jahr liegt hinter der den Aktien-, Anleihen- und Rohstoffmärkten. Eine Zusammenfassung der einzelnen Märkte und der jeweilige Ausblick für 2024.

Anleihemarkt

Unter dem Strich weist der Anleihemarkt 2023 eine positive Performance aus. Der Bund-Future ist von ca. 132 Punkten am Jahresanfang auf 138 Punkte (Stand: 20.12.2023) gestiegen. Dies ist einer fulminanten Jahresendrallye zu verdanken. Ganz dem Motto „Chart-Technik schlägt Fundamentaldaten“ ist er von einem Niveau bei ca. 128 Punkten Mitte Oktober innerhalb von zwei Monaten auf den höchsten Stand seit März gesprungen. Während im März die EZB-Leitzinsen niedriger waren und die Bankenkrise die Marktteilnehmer in Atem hielt, ist der aktuelle Anstieg fundamental nur schwer zu erklären. Die Inflationsdaten im November sind zwar deutlich besser ausgefallen als erwartet und die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer Stagnation, jedoch liegt die Kerninflationsrate in der Eurozone mit 3,6 % noch deutlich über dem Zielwert. Gleichzeitig liegt die Arbeitslosigkeit im Euroraum mit 6,5 % auf dem niedrigsten Level seit Einführung der Währungsunion und das Lohnwachstum betrug im 3. Quartal beachtliche 5,3 %. Die Reallöhne in Deutschland sind in den letzten zwei Quartalen wieder in den positiven Bereich gedreht und dürften im letzten Quartal kräftig zulegen. Vor diesem Hintergrund könnten die Erwartungen der Marktteilnehmer, die aktuell von 6 bis 7 Leitzinssenkungen der EZB im nächsten Jahr ausgehen, überzogen sein. Zudem gilt es bei den langfristigen Anleiherenditen die sog. Laufzeitprämie zu beachten, die vor allem von der langfristigen Tragfähigkeit der Staatsschulden abhängt. Nicht nur in den USA, sondern auch in einigen Euro-Ländern wie Italien und Frankreich ist das Haushaltsdefizit im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung (BIP) auf keinem gesunden Weg und die aktuell sinkenden Anleiherenditen werden die Sparanreize dieser Länder bestimmt nicht fördern. Für 2024 lässt sich festhalten: Wenn die Inflationsrate im Laufe des ersten Halbjahres nicht auf 2 % sinkt und die erwartete Rezession in Europa sich lediglich als Stagnation mit konstant niedrigen Arbeitslosenquoten herauskristallisiert, dann wird die EZB wohl erstmal die Füße stillhalten und die Renditen am Anleihemarkt könnten wieder ansteigen. Auch der Liquiditätsentzug durch die Fed (Abbau Wertpapiere von 95 Milliarden $ pro Monat) und der EZB (Abbau Wertpapiere von ca. 27 Milliarden € pro Monat + Rückzahlung der TLTRO III-Kredite von knapp 500 Milliarden €) dürfte sich im Lauf des Jahres immer mehr zum Thema an den Asset-Märkten werden.     

Aktienmarkt

Der Aktienmarkt verbuchte durch eine fulminante Jahresendrallye eine sehr gute Jahresperformance. Der DAX gewann ca. 19 % (Stand 20.12.2023), der Dow Jones in New York 13 %. Die Bankenkrise im Frühjahr und die steigenden Anleiherenditen im Herbst sorgten für kurzfristige Korrekturen am Aktienmarkt. Jedoch übertrumpfte der KI-Hype alle Zinssorgen und geopolitischen Spannungen. Als Symbol für den KI-Boom steht die NVIDIA-Aktie mit einem Kursgewinn von knapp 230 % seit Jahresanfang und einer Marktkapitalisierung von über 1,2 Billionen $. Aber auch die restlichen sechs Tech-Aktien der „Magnificent Seven“ haben eine sehr große Outperformance hingelegt. Sie hievten damit den S&P 500 nahe an sein Allzeithoch und verhalfen dem Index zu einer Jahresperformance von knapp 25 %. Ob die Rallye nächstes Jahr weitergeht oder sie ein jähes Ende findet und im Nachgang nur das Ende des langjährigen Bullenmarktes darstellt, hängt davon ab, ob die hohen Erwartungen an Umsatz- und Gewinnwachstum seitens der Unternehmen erfüllt werden können. Die Liste der Probleme und Risiken ist lang: steigende Lohnkosten, steigende Refinanzierungskosten, maue Weltkonjunktur, Wirtschaftskrieg der USA mit China und die Verringerung der Abhängigkeit Europas von China, ausufernde Staatsverschuldungen, Bilanzabbau der Fed und der EZB, der Ukraine-Krieg und der Krieg im Nahen Osten, politische Risiken im Zusammenhang mit der US-Wahl, politische Unsicherheiten in Deutschland in Bezug auf Schuldengrenze und Energiewende, etc.  

Devisenmarkt und Kryptowährungen

Am Devisenmarkt gab es 2023 bei den großen Währungspaaren keine großen Bewegungen. Lediglich der japanische Yen kam im Jahresverlauf aufgrund der weiterhin extrem expansiven Geldpolitik der Bank of Japan (Leitzins -0,1 %) unter Druck. Aber umso interessanter sind die Entwicklungen der Währungen in einigen Schwellenländer. Bis 2020 konnte der US-Dollar stetig an Wert ggü. den Schwellenland-Währungen zulegen. Dadurch konnten in den USA die Importpreise stabil und Inflation in Grenzen gehalten werden. Nun dreht sich der Wind. Allen voran die Aufwertung des mexikanischen Pesos ist beeindruckend. Der Peso konnte in diesem Jahr weitere 12 % ggü. dem US-Dollar aufwerten, damit beträgt der Kursgewinn seit April 2020 mehr als 30 %. Da Mexiko der wichtigste Handelspartner der USA ist, könnte diese Aufwertung die Importkosten der USA im nächsten Jahr erhöhen und damit auch die Inflation in den USA wieder pushen. Auch generell ist der US-Dollar als Leit- und Reservewährungen in den Fokus einiger Länder gerückt. Die BRICS-Staaten haben beschlossen, ihre Abhängigkeit vom US-Dollar zu verringern. China hat bereits mit großen Abverkäufen von US-Staatsanleihen (40 % Bestandsabbau in den letzten Jahren) für Aufsehen gesorgt. Auch manche Öl-Länder wie Saudi-Arabien treten schon seit längerer Zeit als Verkäufer von US-Staatsanleihen auf. Steigende Staatsverschuldung in den USA, eine schwache Auslandsnachfrage nach US-Anleihen und ein schwächelnder US-Dollar wären für 2024 eine interessante Mischung, die zu hohen Volatilitäten an allen Asset-Märkten führen könnte.  

Rohstoffmärkte   

Der Rohstoffpreise sind 2023 nach den teilweisen deutlichen Anstiegen in 2021 und 2022 wieder zurückgegangen. Der Brent-Ölpreis verbilligte sich in 2023 für die Eurozone von ca. 80 € auf 73 € (Stand 20.12.2023) und der Gaspreis für den europäischen TTF-Kontrakt stürzte von ca. 85 € auf 34 € ab. Der Grund liegt in einem deutlich höheren Angebot und einer schwachen Nachfrage aus China und Europa aufgrund der Rezessionen im verarbeitenden Gewerbe. Der Goldpreis konnte dagegen um über 8 % zulegen (in € gemessen) und seinen Aufwärtstrend seit Oktober 2018 weiter bestätigen. Andere Edelmetalle wie Silber, Platin und Palladium haben Kursverluste verzeichnet. Die Outperformance des Goldpreises ist vor allem der steigenden Nachfrage aus China und Indien zu verdanken. Die wachsende Skepsis gegenüber dem US-Dollar von Seiten einiger Länder und deren Notenbanken aufgrund der steigenden US-Staatsverschuldung sowie geopolitische Risiken für die Weltkonjunktur lassen auch 2024 Gold zur Portfoliobeimischung attraktiv erscheinen.     

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