Wenn steigende Mietpreise die Haushaltskasse belasten


Nach einer Faustregel sollten Mieter für das Wohnen einschließlich Nebenkosten nicht mehr als 30 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens aufwenden. In vielen deutschen Großstädten und deren Umland lässt sich diese Regel kaum noch einhalten. Steigerungsraten von 4 Prozent und mehr bei den Neuvermietungen lassen in vielen Haushalten immer weniger Spielraum für Ernährung, Urlaub, Kultur und Freizeit oder Altersvorsorge.

So geben nach einer aktuellen Forsa-Umfrage weit über die Hälfte der Berliner bereits mehr als 30 Prozent des Haushaltseinkommens für Miete plus Nebenkosten auf. Für gut ein Viertel der Befragten sind es sogar mehr als 40 Prozent des Haushaltseinkommens. Auch in vielen anderen Großstädten ist diese Schieflage in den Haushaltskassen traurige Realität. Tatsächlich hat sich die Entwicklung von Einkommen und Wohnkosten in vielen strukturstarken Regionen noch viel weiter entkoppelt als das Beispiel von Berlin zeigt. Während die Kaufkraft nur vergleichsweise langsam steigt, nehmen die Kosten für Mieten und Immobilien in vielen Regionen Deutschlands viel stärker zu. Nach einer von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Studie an der Humboldt-Universität Berlin müssen rund 40 Prozent der Haushalte in Deutschlands Großstädten mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens ausgeben, um ihre Bruttokaltmiete zu bezahlen. Gut eine Million Haushalte müssen laut der Studie bereits mehr als die Hälfte ihres Haushaltseinkommens für das Wohnen aufbringen. Etwa 1,3 Millionen Großstadt-Haushalte haben nach Abzug der Mietzahlung nur noch ein Resteinkommen unterhalb der Hartz-IV-Regelsätze. Laut Schuldner Atlas 2018 der Wirtschaftskanzlei Creditreform sind die steigenden Miet- und Immobilienpreise in starkem Maße mitverantwortlich für ein gestiegenes Überschuldungsrisiko in Deutschland.

Insbesondere in den sogenannten sehr guten Wohnlagen der Top 7-Standorte wurde erstmals die Grenze von 16 Euro pro Quadratmeter im Durchschnitt überschritten, auch im bundesdeutschen Durchschnitt haben die sehr guten Wohnlagen an den 80 Standorten die 10 Euro pro Quadratmeter durchschritten.  Doch nicht nur die Großstädte sind betroffen, auch im Umland wird es immer teurer. So wurde laut Mietspiegel-Auswertung des Hamburger Forschungsunternehmens F+B für 350 Städte in Deutschland München inzwischen als teuerste Gemeinde abgelöst von einem Vorort. Die 22.000 Einwohner Gemeinde Karlsfeld im Landkreis Dachau soll mit 10,62 € pro Quadratmeter im Durchschnitt noch teurer sein als die bayerische Landeshauptstadt, die mit 10,45 € pro Quadratmeter nun auf Rang 2 Liegt. Auf Platz 3 folgt Stuttgart mit 9,97 € pro Quadratmeter im Durchschnitt. Unter den Top 10 sind mit Dachau und Germering noch zwei weitere Orte aus dem Umland von München. Mit Leinfelden-Echterdingen, Ditzingen, Ludwigsburg und Tübingen können vier weitere Orte im weiteren Sinne zum Einzugsgebiet von Stuttgart gezählt werden. Das zeigt  zum einen die wirtschaftliche Stärke und Anziehungskraft von München und Stuttgart. Gleichzeitig beweist es auch, dass die enorm hohen Mieten viele Menschen dazu bewegen, ins Umland auszuweichen.

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