Mehr Altersarmut: Risiko steigt bis Ende 2030 auf über 20 Prozent


Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung verdeutlicht die zunehmenden Probleme durch den demografischen Wandel. Die Generation der sog. „Baby-Boomer“ erreicht in den nächsten Jahren das Renteneintrittsalter, sodass aus Beitragszahlern dann Rentenempfänger werden. Gleichzeitig steigt die Lebenserwartung Jahr für Jahr. Im Ergebnis ergibt sich ein großes Loch in der Rentenkasse. Langfristig werden die Beitragszahler dieses Loch selbst mit steigenden Beiträgen nicht füllen können und das Rentenniveau wird deshalb (nach dem Wegfall der gesetzlichen Haltelinie ab 2025) sinken. Die Studie zum Thema „Anstieg der Altersarmut in Deutschland“ hat nun die Situation in 20 Jahren anhand eines Simulationsmodells prognostiziert: Im sog. Basis-Szenario wird unterstellt, dass die Bruttostundenlöhne um 3,0 Prozent pro Jahr ansteigen, der Grundsicherungsbedarf um 2,4 Prozent wächst und sich die Renten aus der GRV um 2,6 Prozent pro Jahr erhöhen. Folgende Resultate hat die Simulation hervorgebracht:

  • Die Anzahl der Rentner, die Anspruch auf die Grundsicherung nach SGB XII („Sozialhilfe“) haben, erhöht sich im Verhältnis zur Anzahl aller Rentenempfänger von aktuell 9 % auf 12 %. Dabei steigt in absoluten Zahlen die Anzahl der “Sozialhilfe“-Empfänger im Rentenalter wesentlich stärker an, da es in Zukunft immer mehr Rentenempfänger gibt.
  • Die durchschnittliche Armutsrisikoquote steigt von ca. 16,8 % auf 21,6 % bis Ende der 2030er-Jahre. Dies bedeutet, dass 21,6 % der Rentner ein Einkommen aus ihrer Rente beziehen, das unter 60 % des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung liegt.
  • Der Beitragssatz zur gesetzlichen Rentenversicherung steigt von derzeit 18,6 % ab 2025 bis zum Jahre 2035 auf ca. 23 %.
  • Das Rentenniveau sinkt ab 2025 bis zum Jahr 2029 auf 46,3 %. Langfristig bis 2050 soll es auf 42,6 % fallen.

Auch ohne eine kritische Betrachtung der Annahmen der Studie wird eine Konsequenz deutlich: Wer seinen Lebensstandard im Rentenalter beibehalten will, der muss privat vorsorgen. Bereits heute zeigt sich: Immer mehr Rentner sind von Armut betroffen. So steigt laut dem Dachverband der Tafeln in Deutschland der Anteil der Rentner, die sich ihr Essen bei den Tafeln holen. Allein im letzten Jahr hat sich die Quote bei den Rentnern um 20 % erhöht. Damit sind niedrige Renten sind nach Langzeitarbeitslosigkeit der zweithäufigste Grund, eine Tafel aufzusuchen.

Eine aktuelle Umfrage des IfD (Institut für Demoskopie Allensbach) im Auftrag des GDV zeigt: 44 % der Befragten im Alter zwischen 30 und 59 Jahren machen sich Sorgen, dass ihre Absicherung für die Rente unzureichend ist. Entsprechende Altersvorsorge betreiben vor allem die Befragten mit hohem Bildungsniveau und/oder einem hohen Einkommen. Die durchschnittliche Sparrate liegt hier bei 261 Euro im Monat. Dagegen geben 67 Prozent der Befragten mit niedrigem Bildungsniveau und/oder einem niedrigen Einkommen an, gar keine Vorsorge zu betreiben. Allgemein auffallend ist weiterhin die hohe Unsicherheit der Befragten, was man in der Rente erwarten kann. Selbst in der Gruppe der 50-59-jährigen trauen sich fast zwei Drittel kein Urteil zu, wie hoch die Einkünfte in der Rente aussehen werden. Insofern herrscht bei vielen hohe Unsicherheit, welches Netto man von der gesetzlichen Rentenversicherung laut Renteninformation erhalten wird und wie weit die zusätzliche private Altersvorsorge reicht.

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