Die Deutschen werden immer reicher
In den letzten Jahren ist das Vermögen der Deutschen auf breiter Basis gestiegen. Doch nicht alle Haushalte profitieren gleichermaßen. Das Nettovermögen hat sich insbesondere bei den Immobilieneigentümern erhöht, wie eine jetzt veröffentlichte große Haushaltsuntersuchung der Deutschen Bundesbank zeigt.
Das Geldvermögen der Deutschen liegt derzeit bei etwa 6 Billionen €. Wenn man das Immobilienvermögen dazuzählt und davon die Kredite abzieht, ist das Gesamtvermögen der Deutschen in etwa doppelt so hoch. Denn Warren Buffett’s Aussage: „Half of the world’s wealth is in real estate“ stimmt auch in Deutschland. So beträgt laut der Vermögensuhr der Gewerkschaft verdi das Gesamtvermögen der Deutschen Anfang 2019 rund 12,5 Billionen €.
Und das Vermögen ist ungleich verteilt. Die reichsten 10 % der Haushalte besitzen ca. 60 % des gesamten Vermögens in Deutschland. Das durchschnittliche Nettovermögen lag 2017 laut Bundesbank bei 232.800 €. Das ist ein mit Blick auf das „typische“ Nettovermögen in Deutschland wenig aussagekräftiger Wert. Denn schließlich durfte man sich mit diesem Nettovermögen bereits zum reichsten Viertel der Bevölkerung zählen. So war der Mittelwert der Nettovermögen, der sogenannte Median, deutlich niedriger. Der Median ist genau der Wert, der in der Mitte liegt, wenn man die Haushalte in eine reichere und eine ärmere Hälfte teilt. Das Vermögen des Haushalts in der Mitte der Verteilung betrug 2017 netto 70.800 €. Wer also mehr als diesen Betrag hat, gehört zur wohlhabenderen Hälfte. Wer weniger hat, gehört zur weniger wohlhabenderen Hälfte.
Besonders unterschiedlich ist dieser Mittelwert zwischen Eigentümern und Mietern von Wohneigentum. Bei Mietern liegt der Median bei einem Nettovermögen von nur 10.400 €. Dagegen liegt er bei Eigentümern bei 218.400 € (Eigentümer mit Hypothek) bzw. bei 317.100 € (Eigentümer ohne Hypothek). Zum Vermögen zählen Sachvermögen wie Immobilien, Unternehmen, Schmuck oder Autos und Finanzvermögen inklusive Wertpapiere und Aktien. Davon abgezogen werden Schulden wie Hypotheken oder Kredite.
Wer ein Vermögen von mehr als 555.400 € besitzt, gehört in Deutschland zu den oberen zehn Prozent. Wie lassen sich die reichsten 10 % weiter beschreiben? Die Konzentration des Vermögens der deutschen Haushalte zeigt sich wiederum besonders stark beim Immobilienbesitz. Über 90 Prozent des reichsten Zehntels der Deutschen wohnt in der eigenen Immobilie, 71 Prozent der reichsten 10 % besitzt sonstige Immobilien, wie etwa vermietetes Wohneigentum. Zusammen hält das reichste Fünftel der Deutschen über 75 Prozent des Immobilienvermögens. Insofern ist Immobilienbesitz und dessen Wert ein guter Indikator für die Position eines Haushalts in der Vermögensverteilung.
Auffällig ist auch die Altersstruktur des vermögenden Teils der Bevölkerung: Fast 75 Prozent der oberen 10 Prozent sind mindestens 50 Jahre alt, 40 Prozent haben das Rentenalter überschritten. Allerdings sinkt das durchschnittliche Nettovermögen ab diesem Zeitpunkt, wenn Haushalte entsparen und Schenkungen an Bedeutung gewinnen.
Gleichzeitig sind über ein Fünftel der Gruppe der besonders Vermögenden Selbstständige. Der Anteil liegt damit etwa dreimal so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. Genauso deutlich ist der Unterschied bei der Verteilung von Betriebsvermögen: Unter den Reichen sind fast 30 Prozent direkte Miteigentümer eines Betriebs (Geldanlage in Aktien außen vor).
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