Finanzmarktbericht 2018 und Jahresausblick 2019


Für die Aktien- und Anleihenmärkten war das Jahr 2018 wie erwartet ein schlechtes Jahr. Im Finanzmarktbericht des letzten Jahres wurde dies bereits prognostiziert, da steigende Inflation und restriktivere Geldpolitik der US-Notenbank meist ein Vorläufer für eine Talfahrt bei den Aktien- und Anleihekursen sind.

Aktienmarkt USA

In den USA gab es zwei große Themen: Die Leitzinsanhebungen durch die Fed und die rigorose Handelspolitik von Donald Trump. Nachdem die Aktienkurse bis Ende Januar eine fulminante Rallye hingelegt haben und täglich neue Höchststände beim S&P 500 und beim Technologieindex NASDAQ erreicht wurden, folgte eine kurze, kräftige Korrektur. Mitten in der Euphorie haben einige Marktteilnehmer realisiert, dass Inflation und Zinsniveau ebenfalls deutlich angezogen sind und dadurch mittelfristig Kaufkraft und Kreditnachfrage wohl dämpfen würden. Als sich die Kurse wieder stabilisiert haben, trat dann Donald Trump mit seinen Handelszöllen auf die Bildfläche und sorgte wieder für steigende Volatilität am Markt. Seine Intention, die sehr hohen Handelsbilanzdefizite zu verringern, ist dabei aus ökonomischer Sicht sinnvoll und sehr gut nachvollziehbar, jedoch stoßen die Maßnahmen zur Zielerreichung und die fehlende Bereitschaft zur Bildung von Kompromissen bei den wichtigen Handelspartnern auf großes Unverständnis. Der zentrale Kritikpunkt: Die USA hat in den letzten Jahrzehnten immer wieder bei der Welthandelsorganisation angeprangert, dass viele Nationen durch protektionistische Maßnahmen ihre heimischen Unternehmen schützen (inbes. China) und damit keinen globalen Wettbewerb zulassen – und nun ist es ausgerechnet die USA selbst, die diese Methoden anwendet.

Aktienmarkt Europa

In Europa war die erste Hälfte des Jahres von der Geldpolitik der EZB und den Parlamentswahlen in Italien geprägt. Während EZB-Chef Draghi signalisierte, dass die expansive Geldpolitik nur sehr langsam zurückgefahren werde und somit die Märkte beruhigte, wurde der populistische Anti-Europa-Kurs der Fünf-Sterne-Partei in Italien mit Sorge betrachtet. Ein weiterer politischer Aspekt, der die Märkte beeinflusste, war die ewige Diskussion über einen „sanften“ bzw. „harten“ Brexit. Zusammen mit dem Handelskonflikt, der vor allem die Aktien der Automobilbranche stark traf, vergrößerte sich die Unsicherheit an den europäischen Aktienmärkten. Als sich in der zweiten Jahreshälfte auch noch die globalen Wirtschaftsdaten verschlechterten, wurde die Aktien-Hausse, die seit Mitte 2009 andauerte, endgültig nach unten durchbrochen.

Kryptowährungen

So schnell wie der Hype um die Kryptowährungen aufkam, so schnell ist er auch wieder verflogen. Der Bitcoin ist seit seinem Höchstpreis im Dezember 2017 von ca. 20.000 $ um knapp 84 % abgestürzt und tendiert aktuell bei 3.250 $ (Stand 14.12.2018). Im letztjährigen Finanzmarktbericht wurde bereits deutlich gemacht: „Solange die Kryptowährungen unreguliert sind, werden sie sich nicht als Zahlungsmittel durchsetzen können und weiterhin reine Spekulationsobjekte ohne Nutzen für die Volkswirtschaft bleiben.“ Diese Aussage gilt auch weiterhin.

Anleihenmärkte

Aufgrund der höheren Inflation und der steigenden US-Leitzinsen sind die Kurse der US-Staatsanleihen deutlich gefallen, d.h. die Renditen sind dementsprechend deutlich gestiegen. Die Rendite der 2-jährigen US-Anleihen ist von knapp 2 % am Jahresanfang auf 2,75 % (Stand 14.12.2018) angezogen. Auch die Rendite der 10-jährigen US-Anleihen erhöhte sich zwischenzeitlich auf bis zu 3,25 %, ehe dann die Turbulenzen an den Aktienmärkten die Nachfrage nach dem vermeintlich sicheren Anleihe-Hafen steigen ließ und die Rendite wieder auf 2,9 % drückte. Die Zinsstruktur in den USA hat sich wie in den vergangenen Jahren weiter abgeflacht. Eine inverse Zinsstruktur im nächsten Jahr liegt im Bereich des Möglichen. Die Renditen der Bundesanleihen sind in diesem Jahr nach anfänglichem Höhenflug (bis 0,76 % im Januar) gegen Jahresende wieder deutlich gesunken und befinden sich im Dezember auf einem Niveau zwischen 0,2 % und 0,3 %.

Rohstoffmärkte

Die Edelmetallinhaber haben dieses Jahr keine Freude gehabt. Nach einer steilen Aufwärtsbewegung im Januar kam der große Abschwung in den Folgemonaten. Erst als die Aktienkurse im Oktober einbrachen, konnte sich zumindest der Goldpreis etwas erholen und seinen Verlust seit Anfang des Jahres auf ca. 5 % begrenzen, während der Silberpreis ca. 10 % eingebüßt hat. Ein wichtiger Faktor spielte dabei der US-Dollar, der in diesem Jahr gegenüber vielen Währungen deutlich an Wert gewonnen hat. Somit sind die Produktionskosten der wichtigen Gold- und Silberproduzenten in China, Australien, Russland, Peru, Südafrika und Mexiko (in USD gemessen) gesunken und liegen weiterhin unter dem aktuellen Niveau des Gold- und Silberpreises.

Wie geht es nun in diesem Jahr weiter?

Das Jahr 2019 wird sehr politisch geprägt sein: Der US-Notenbankchef Jay Powell hat sich mit seiner Erwartung bzgl. weiterer Zinsanhebungen bereits selbst nach unten korrigiert und dadurch signalisiert, dass die Fed bei einer Verschlechterung der Wirtschaftslage schnell reagieren wird. Bei der EZB endet im Herbst die Amtszeit ihres Präsidenten Mario Draghi – wer sein Nachfolger wird, ist noch offen. Auch der von Donald Trump angezettelte Handelskonflikt sowie die Brexit-Verhandlungen werden die Märkte weiterhin beschäftigen. Allein die Unsicherheit über zukünftige Handelsbedingungen könnte dazu führen, dass viele Großkonzerne sich zunächst einmal mit ihren Investitionen zurückhalten und damit das Wirtschaftswachstum bremsen. Auch die rechts- und linkspopulistischen Regierungen in der Eurozone könnten unsere Gemeinschaftswährung auf die Probe stellen. Neben den Problemen in Europa und den USA sollten auch Entwicklungen der Schwellenländer nicht aus den Augen verloren werden. Willkürherrschaft in der Türkei, Gewalt und Korruption in Mexiko, Rassismus und Landenteignungen in Südafrika und eine gespaltene Gesellschaft in Brasilien sind typische Beispiele für politische und gesellschaftliche Fehlentwicklungen, die zu einem Vertrauensverlust bei ausländischen Investoren führen. Dies bedeutet, Kapital wird aus dem Land abgezogen, die Währung stürzt ab, die Inflation steigt und letztlich stagniert aufgrund der sinkenden Kaufkraft und der fehlenden Investitionen die Wirtschaftsleistung. Wenn die Schwellenländer ihre Probleme 2019 nicht aktiv angehen, könnte sich die Krise auch bei den Handelspartnern stärker bemerkbar machen und damit die globale Konjunktur negativ beeinflussen. Zuletzt bleibt aber noch eine große Blackbox, die für das globale Wirtschaftswachstum die entscheidende Komponente darstellt: Die Volksrepublik China. Das von der Regierung gesteuerte Wirtschaftswachstum hat in den letzten Jahren einige unerfreuliche Nebeneffekte mit sich gebracht: Immobilienblase in den Wirtschaftsmetropolen, überschuldete Firmen, die künstlich am Leben gehalten werden, und einen Berg voller fauler Kredite bei den Staatsbanken. Die Märkte haben einen Teil der Risiken bereits auf dem chinesischen Aktienmarkt eingepreist, sodass sich der Leitindex Shanghai Composite derzeit auf dem niedrigsten Niveau seit November 2014 befindet. Sollte jedoch eines der großen Risiken wirklich eintreten, wären die Konsequenzen nicht auf China beschränkt, sondern würden die komplette Welt (ähnlich wie das Platzen der Immobilienblase 2008 in den USA) maßgeblich beeinflussen.

Zusammengefasst gilt für Aktieninhaber: Nicht einfach nur warten und Tee trinken, sondern die aktuelle Weltpolitik verfolgen und sich bei den anstehenden Entscheidungen fragen, wie nachhaltig die Konsequenzen für die Wirtschaft sind. Die Zölle von Donald Trump sind nicht für ewig in Stein gemeißelt, auch der Brexit ist nicht unumkehrbar. Die Börse denkt und reagiert immer nur mit einem kurzen Zeithorizont, als Privatanleger sollte man langfristig denken, d.h. die aktuellen Risiken und Kurskapriolen können auch günstige Einstiegchancen bieten. Bei fundamental schlechten Nachrichten, die das Wirtschaftwachstum nachhaltig beeinflussen können (wie z.B. erhöhte Kreditausfälle in den USA, stark fallende Immobilienpreise in China, Schieflage systemrelevanter Banken, Austritt einer Nation aus dem Euro etc.), sollte die Reißleine gezogen und der Aktienanteil im Portfolio deutlich reduziert werden. Bei der Gewichtung der Aktien nach Regionen liegt das Chancen-Risiko-Verhältnis momentan zugunsten europäischer Titel im Vergleich zu US-Aktien. Bei einzelnen Schwellenländern können sich die größten Potentiale ergeben, sofern eine Regierung die notwendigen Maßnahmen ergreift, um die eigenen Probleme im Land zu lösen.

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