Überschuldung privater Haushalte in Deutschland nimmt zu


Die wirtschaftliche Lage in Deutschland ist gut und grundsätzlich verbessern sich Einkommen und Vermögensverhältnisse der privaten Haushalte. Dennoch steigt die private Überschuldung hierzulande weiter an. Nach dem SchuldnerAtlas 2017 (Studie der Creditreform Wirtschaftsforschung) sind 6,9 Millionen Bürger über 18 Jahre überschuldet. Dies bedeutet, sie haben nachhaltige Probleme die Zahlungsverpflichtungen aus ihren Verbindlichkeiten fristgerecht zu bedienen.

Was sind die fünf häufigsten Gründe?

Der mit Abstand häufigste Grund für eine Überschuldung ist die Arbeitslosigkeit (20,2 %). Wenn das Arbeitseinkommen teilweise oder komplett wegfällt, sind viele Bürger nicht darauf vorbereitet und letztlich überrascht, wie schnell sie die regelmäßigen Zahlungsverpflichtungen nicht bedienen können. Auf Platz 2 folgt Erkrankung, Sucht oder Unfall (15 %). Die meisten Menschen beschäftigen sich nicht rechtzeitig mit dieser Problematik, weil sie noch jung und gesund sind oder Ihnen das Thema unangenehm ist, sodass sie auch keine Absicherung für den Ernstfall haben. Dabei sollte sich jeder Berufseinsteiger mit den Themen Berufs- und Arbeitsunfähigkeit auseinandersetzen und beraten lassen. Direkt dahinter auf Platz 3 kommt Trennung, Scheidung oder Tod (12,8 %). Insbesondere für junge Familien ist dieser Punkt von großer Bedeutung. Wenn der Hauptverdiener verstirbt oder nach einer Scheidung nur noch einen geringen Betrag an Unterhalt leistet, können die Lebenshaltungskosten oftmals nicht mehr alleine gestemmt werden. Auf dem Platz 4 rangiert die unwirtschaftliche Haushaltsführung (10,9 %). Dieser Punkt betrifft nicht nur die Menschen mit geringem Einkommen, sondern gerade auch die Mittelschicht. Teure Konsumgewohnheiten und sonstige unnötige Ausgaben übersteigen oftmals die regelmäßigen Einnahmen. Allerdings wollen sie ihre finanzielle Notlage vor ihren Freundes-, Bekannten- oder Verwandtenkreisen verbergen und kaufen dann lieber auf Pump. Auf dem fünften Platz liegt die gescheiterte Selbstständigkeit (8,4 %), wenn die Erwartungen nach anfänglichen Investitionen verfehlt werden.

Insgesamt liegt die Überschuldungsquote in Deutschland bei 10,4 %. Somit ist jeder zehnte deutsche Haushalt überschuldet. Das gesamte Volumen der Verbindlichkeiten dieser Haushalte summiert sich auf 209 Milliarden €. Dabei handelt es sich um ein gesamtdeutsches Problem. In den neuen Bundesländern liegt die Quote mit 10,42 % nur geringfügig höher (0,45 %) als im Westen. Deutlich Unterschiede lassen sich allerdings bei anderen Faktoren wie z. B. dem Geschlecht feststellen: Während nur rund 7,6 % der Frauen über 18 Jahre überschuldet sind, beträgt die Quote bei den Männern 12,6 %. Auch bei den Altersklassen lohnt sich ein Blick auf die Statistik: Von den 6,9 Millionen sind 5,06 Millionen überschuldete Bürger jünger als 50 Jahre. Die höchste Quote von 18,93 % hat die Altersklasse von 30 bis 39 Jahren. Eine weitere interessante Erkenntnis ist, dass es vor allem die sogenannte Mittelschicht mit insgesamt 4,38 Millionen Bürgern trifft. Zusammengefasst: Der typische überschuldete Bürger ist männlich, zwischen 30 und 39 Jahre alt und gehört zur Mittelschicht in unserer Gesellschaft.

Beitrag weiterempfehlen

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar


Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Hinweise zu unseren Datenschutzbestimmungen

CAPTCHA code