Finanzmarktbericht 2017 und Jahresausblick 2018


Das Jahr 2017 gehörte an den US-Aktienmärkten zu den vier besten Börsenjahren in diesem Jahrtausend. Der S&P 500 und der Dow Jones 30 legten um 20 % bzw. 25 % zu, der Nasdaq 100 sogar über 30 %. Auch der DAX wurde von der Euphorie an der Wall Street getragen und konnte einen Zuwachs von 12,5 % verzeichnen.

Aktienmarkt USA

Die Börsenbewegungen waren dabei vor allem durch einen Mann geprägt: Donald Trump. Zu Beginn des Jahres wurde sein Motto „America first“ im Markt noch kritisch gesehen - die protektionistischen Ansätze, die Einreiseverbote per Dekret, die außenpolitische Haltung ggü. Nordkorea und dem Iran und seine ständigen emotionalen Tweets verunsicherten viele Marktteilnehmer. Zudem gab es Zweifel, ob er seine Kritiker in den eigenen Reihen auf Linie bringen kann, um sein wichtigstes Projekt, die größte Steuerreform der USA seit Jahrzehnten, in die Tat umzusetzen. Spätestens im Dezember als die Steuerreform sowohl vom Repräsentantenhaus als auch vom Senat verabschiedet wurde, feierten ihn die Spekulanten und die US-Indizes kletterten nochmals auf neue Höchststände.

Aktienmarkt Europa

In Europa war die erste Hälfte des Jahres von den Parlamentswahlen in den Niederlanden und in Frankreich geprägt. Die Angst vor einem Rechtsruck und einer antieuropäischen Politik sorgte vor den Wahlen für Nervosität an den Märkten. Nach den Ergebnissen setzte dann eine große Erleichterung bei den Marktteilnehmern ein, die dem DAX zu einem neuen Allzeithoch verhalf. Anschließend wurde die Euphorie wieder etwas gedämpft. Der Grund lag in der Spekulation über ein absehbares Ende des Anleihekaufprogramms seitens der EZB. Der EUR/USD-Kurs zog daraufhin bis Anfang September auf ein Niveau von 1,20 EUR/USD an, dementsprechend mussten die Aktien exportorientierter Unternehmen Kursverluste hinnehmen. Im Herbst schaltete der Aktienmarkt aufgrund sehr guter Konjunkturdaten und in der Hoffnung auf einen „sanften“ Brexit nochmal in den Rallyemodus.

Kryptowährungen

Neben den Aktienmärkten gab es 2017 ein großes Thema, an dem niemand vorbeikam: Kryptowährungen, allen voran der Bitcoin. Während des Jahres erhöhte sich das Interesse an den Spekulationsobjekten so sehr, sodass man ohne Übertreibung von der größten Manie seit der Tulpenblase im 17.Jahrhundert sprechen kann. Die Ursache der Euphorie ist schnell gefunden: Der Kurs des Bitcoins stieg von 1.000 $ zu Jahresbeginn bis ca. 20.000 $ Mitte Dezember. Je höher er Anstieg, umso mehr sind auf den Zug aufgesprungen, auch wenn vielen Käufern der Sinn und Zweck des Bitcoins nicht klar war. Nach dem Höchststand sackte der Kurs bis auf 11.000 $ hinunter, ehe er sich bei weiterhin hoher Volatilität in einer Spanne zwischen 12.000 $ und 16.000 $ einpendelte (Stand zum Jahreswechsel: 14.200 $). Diejenigen, die rechtzeitig eingestiegen sind und mittlerweile Gewinne mitgenommen haben, werden sich über vorher unvorstellbare Renditen gefreut haben. Diejenigen, die zum Höhepunkt eingekauft haben, werden sich nun fragen, warum sie die Warnungen der Bundesbank und der BaFin ignoriert haben. Jegliche Vorhersagen für die Entwicklung der Kurse von Bitcoin, Ether, Ripple, Bitcoin Cash & Co. in den nächsten Wochen sind rein spekulativ. Eine Aussage bleibt jedoch festzuhalten: Solange die Kryptowährungen unreguliert sind, werden sie sich nicht als Zahlungsmittel durchsetzen können und weiterhin reine Spekulationsobjekte ohne Nutzen für die Volkswirtschaft bleiben.

Anleihenmärkte

Die Anleihenmärkte tendierten 2017 weitgehend seitwärts. 10-jährige US-Bonds werfen derzeit 2,4 – 2,5 % Rendite ab, dies entspricht dem Niveau vom Jahresanfang. Die Rendite der 30-jährigen Bonds ist sogar von 3 % auf ca. 2,8 % gesunken. Nur das kurze Ende der Zinsstruktur hat sich aufgrund der drei Leitzinserhöhungen um jeweils 25 Basispunkte deutlich erhöht, sodass die zweijährigen US-Bonds nun eine Rendite von 1,9 % abwerfen. Die Zinsstrukturkurve in den USA wird zunehmend flacher. In Deutschland gab es aufs Jahr gesehen relativ wenig Bewegung: Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen ist von 0,3 % auf ca. 0,45 % etwas angestiegen. Die Renditen der kurzfristigen Anleihen liegen wie am Jahresanfang weit im negativen Bereich, trotz der relativ hohen Inflationsrate.

Rohstoffmärkte

Die Rohstoffmärkte haben seit Jahresanfang – in US-Dollar betrachtet – auf breiter Front zugelegt. Während Gold Gewinne von ca. 15 % und Silber von ca. 6 % verbuchte, sind es vor allem konjunkturzyklischen Industriemetalle wie Kupfer oder Aluminium, die mit über 30 % Kurssteigerung durch die Decke gingen. Auch Palladium konnte mit einem Kursplus über 50 % mal wieder beweisen, dass es eigentlich als reines Industriemetall (hauptsächlich für Katalysatoren bei Benzinern) gesehen werden kann. Die starke Nachfrage in der gesamten Automobilindustrie und die Abkehr in Europa vom Diesel hin zu Benzinern ließen den Palladiumpreis regelrecht explodieren. Interessant war die Entwicklung beim Ölpreis: Brent Oil wurde zunächst bis Mitte Juni um 25 % billiger (in € gemessen), ehe er dann eine rasante Rallye einschlug und mittlerweile wieder über dem Niveau vom Jahresanfang notiert. Die sehr hohe Nachfrage im zweiten Halbjahr und die strikte Umsetzung der Förderkürzungen seitens der OPEC-Staaten verhalfen dem Ölpreis zu seinem Comeback. Die große Frage wird sein, inwieweit der hohe Preis den Fracking-Boom in den USA wieder anheizt und ob die hohe Nachfrage aus China anhalten wird, da die Regierung in Peking aufgrund der Smog-Problematik zunehmend Druck auf die Automobilindustrie zum Verkauf von Elektroautos ausübt – spätestens ab 2019 muss die 10 %-Quote erfüllt sein.

Wie geht es nun in diesem Jahr weiter?

Das Jahr 2018 verspricht viel Spannung: Die steigenden Preise bei Rohöl und Industriemetallen, ausgelöst durch den globalen Bauboom, werden die Inflation wieder verstärkt in den Fokus rücken lassen. Die Fed hat bereits drei weitere Zinsschritte angekündigt und gleichzeitig begonnen, ihre eigene Bilanz zu reduzieren, indem sie das Geld aus fälligen Staatsanleihen nicht mehr reinvestiert. Gegen Ende 2018 wird dadurch die Fed die Geldmenge monatlich um ca. 50 Milliarden $ verringern. Gleichzeitig werden die Anleihekäufe der EZB ab Januar halbiert, sodass bis (mindestens) Ende September nur noch monatlich 30 Milliarden € in den Markt gepumpt werden. Auch die die Bank of Japan hat angedeutet, ihre aktuell extrem expansive Strategie zu überdenken. Nachdem in den letzten Jahren der Markt mit Liquidität geflutet wurde und somit die Finanzierungskosten für Staat, Unternehmen und private Haushalte künstlich gesenkt wurden, wird in 2018 die Stunde der Wahrheit schlagen: Haben die ganzen Maßnahmen die Weltwirtschaft wirklich auf einen nachhaltigen Wachstumsweg geführt oder den direkten Weg in eine Systemkrise geebnet? Die Volatilität an den Anleihen- und Aktienmärkten dürfte auf jeden Fall wieder etwas zulegen.

Die Investoren in vermeintlich sichere Anleihen sollten ihre Strategie überdenken und die aktuelle Wirtschaftsdynamik jederzeit im Auge behalten. Falls die Rohstoffpreise in den nächsten Wochen ihren Aufwärtstrend fortsetzen, könnte die Inflationsrate in den USA Richtung 3 % gehen (November 2017: 2,2 %) und somit die US-Notenbank unter Zugzwang bringen. Eine vorzeitige Zinserhöhung der Fed wird momentan vom Markt nicht erwartet und könnte die Aktienkurse und die Anleihenkurse auf Talfahrt schicken. Aktienbesitzer, die dieses Szenario für möglich halten, könnten ihr Portfolio dahingehend umschichten, dass sie ihre US-Aktien reduzieren und stattdessen in europäische Titel investieren, da eine schnelle Anhebung der US-Leitzinsen den US-Dollar stärken und somit den exportorientierten europäischen Aktien zugutekommen dürfte.

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